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ROUTE DER 4. WOCHE
Samstag 6. August 2005 – Lillooet – Whistler – Pemperton
Beim Aufstehen um 8 Uhr ist der Himmel wolkenlos und die Temperatur beträgt ca. 20 Grad.
Um 10 Uhr fahren wir los, auf den Highway99 Richtung Südwest. Nach 5 Minuten erreichen wir das Ost-ende des Seton Lake.
Nach dem See geht’s stetig bergauf. Die Vegetation wird immer grüner und die drückende Hitze nimmt mit zunehmender Höhe ab. Ueber 1-spurige Brücken queren wir ein par mal den glasklaren Cayoosh River. Oben auf dem Pass liegt der wunderschöne Duffey Lake. In Richtung West erstrecken sich schneebedeckte Berge. Kurz vor Pemberton geht es wieder geradeaus. Die 20 Kilometer bis Whistler sind schnell geschafft.
Wir machen eine Pause am See und halten unsere Füsse bzw. die Fischerrute ins Wasser. Beim Herausfahren aus dem Parkplatz ist ein kleiner Absatz zu überwinden. Das lange Wohnmobil wankt dabei so fest, dass eine Türe des Küchenschranks aufspringt und 2 Teller herausfallen und zerbrechen. Hoffentlich bringen uns die Scherben Glück.
Kurz nach dem Ende des Sees geht es ziemlich heftig abwärts und unsere Bremsen sind – dem Gestank nach – am glühen. An heiklen Punkten besitzt die Strasse sogenannte Runaway Lanes. Hier könnte man bei einem Bremsversagen ausweichen und das Fahrzeug bergauf ausrollen lassen.
Kurz vor Pemberton geht es wieder geradeaus. Die 20 Kilometer bis Whistler sind schnell geschafft. Wir fahren zum einzigen Campground der Stadt, dem Riverside RV. Es herrscht ein riesen Gedränge auf dem Platz und im Office. Es ist erst 12:30 aber alle Sites mit und ohne Komfort sind restlos ausgebucht.
Wir fahren nach Whistler Village und füllen bei einem Tankstop 163 Liter Regular auf. Danach möchten wir eigentlich noch etwas die Stadt anschauen und fahren weiter zum Infocenter. Die Parkplätze dort sind alle besetzt und auch auf den Strassen rundherum herrscht reger Verkehr. Ich fühle mich mit dem 26 Fuss Wohnmobil im falschen Film und wir entschliessen uns, wieder zurück nach Pemberton zu fahren.
Dort wollen wir den Nairn Falls PP Campground aufsuchen, obwohl dieser gemäss Reiseführer relativ oft belegt ist. Wir haben Glück. Es gibt um diese Zeit noch genügend freie Plätze. Wir suchen uns den schönsten aus und heften einen Zettel mit dem heutigen Datum an den Pfosten Nr. 28. Anschliessend fahren wir kurz nach Pemperton und machen Einkäufe.
Zurück auf dem Camping kommt auch schon der Ranger per Velo angefahren und zieht die 14$ Gebühr ein. Nun geht’s auf einem Spaziergang durch den schönen Fichten und Zedernwald zu den 1.5 Kilometer entfernten Nairn Falls.
Der Pfad verläuft parallel zum tosenden Green River im schattigen Wald. Das Donnern und die Gischt der Wasserfälle ist imposant. Leider kann man diese Dimensionen nicht auf dem Fotoapparat festhalten.
Wieder zurück, geht es zum Fischen an den Green River. Es beisst nichts an, ich bin mir aber auch nicht sicher, ob in diesem reissenden Gletscherwasser überhaupt irgendwelche Fische leben.
Allmählich wird es Zeit für das Nachtessen. Beim Feuermachen merken wir, dass uns der Ranger ziemlich feuchtes Feuerholz angedreht hat. Es vergehen ca. 1.5 Stunden, bis wir eine halbwegs richtige Glut (eher Rauch) für das Braten der Schnitzel haben. Als Beilage gibt es Macceroni und Salat.
Daniela und die Kinder jassen bis 22 Uhr und gehen danach schlafen. Nur einer ist bis nach 23 Uhr wach und schreibt an diesem Tagesbericht….
Sonntag 7. August 2005 – Pemperton – Langdale
Es ist bereits 9 Uhr als wir aus den Federn kriechen. Das Wetter ist wolkenlos, (wie könnte es anders sein ) und die Temperatur beträgt ca. 12 Grad. Beim Frühstück im Freien wollen uns ein paar Wespen den Tag verderben, aber wir lassen uns nicht in die Flucht jagen.
Weil die Morgentoilette auf einem Waldcamping mit Plumpsklo kürzer ausfällt als auf einem Komfortplatz, sind wir bereits um 10 Uhr ready to go.
Wir fahren auf den Highway99 Richtung Süd. Ab Whistler nimmt der Verkehr stark zu. Auf den einspurigen Abschnitten fährt man Auto an Auto, auch in der Gegenrichtung sieht es nicht besser aus. Die Fahrt, flankiert von den schroffen Coastmountains ist dennoch ein Erlebnis.
Ab Squamish sehen und riechen wir wieder das Meer. Wir machen einen Halt beim Porteau Cove Marine Park.
Die Kinder suchen am Strand Muscheln aber ausser Coze gibt es hier nichts besonderes. Fabienne findet eine gestrandete Qualle und hievt sie mit einem Stück Holz wieder in ihr Element zurück.
Etwa um 12 Uhr fahren wir weiter und erreichen bei starkem Verkehr um 12:30 Horseshoe Bay, den nördlichen Fährhafen von Vancouver. Auf den Wartespuren Richtung Nanaimo-Vancouver Island reihen sich auf über einem Kilometer Fahrzeug an Fahrzeug. Wir können an all den vielen Autos vorbeifahren, denn die Wartespuren nach Langdale sind weniger gefragt.
An der Kasse lösen wir ein Circlepac für 271$. Damit können wir die Fähren der Sunshinecoast nehmen, in Powell River nach Vancouver Island übersetzen und am Ende der Tour wieder eine Fähre von Vancouver Island aufs Festland zurück.
Unser Schiff fährt erst um 13:55 und wir müssen uns noch über eine Stunde Wartezeit um die Ohren schlagen. Daniela und die Kinder spielen das Geographiespiel und ich mach es mir mit Zeitungslesen gemütlich.
Um 13:55 können wir auf die Fähre fahren und bereits 10 Minuten später legt sie ab. Es geht an kleinen Inseln vorbei. Auf dem Wasser tummeln sich viele Segel- und Motorboote. Wir haben es uns auf dem Deck gemütlich gemacht und geniessen den Sonnenschein.
Nach 40 Minuten Fahrzeit legen wir am Fährhafen Gibsons an. In 10 Minuten Fahrt bergwärts, erreichen wir den Langdale Heights RV, wo wir eine Campsite mit Wasser, Strom und Abwasseranschluss buchen. Weil es hier eine Warmwasser-Waschmaschine gibt, macht sich Daniela gleich ans Wäsche waschen.
Ich erkunde mit den Kindern die nähere Umgebung. Leider ist der Camping etwas weit vom Hafen bzw. dem Dorf entfernt, als dass man zu Fuss dorthin gehen könnte. So verbringen wir den Rest des Nachmittags mit Lesen und Faulenzen.
Zum Nachtessen kocht uns Daniela feine «Gehacktes mit Hörnli» und Salat. Nach dem Duschen und Verfassen des Tagesberichts geniessen wir den Feierabend bei einem Film vom Notebook Kino.
Montag 8. August 2005 – Langdale – Powell River – Comox
Wir stehen heute kurz nach 8 Uhr auf. Das Wetter ist wolkenlos bei einer Temperatur von ca. 12 Grad. Beim Frühstück an der prallen Sonne kommen wir schon das erste Mal ins Schwitzen.
Gegen 10 Uhr fahren wir ab und wühlen uns durch den Morgenverkehr von Gibsons und Sechelt. Bei Extra Foods in Sechelt machen wir unsere Einkäufe. Es fällt uns auf, dass hier alles etwas teurer ist als auf dem «Festland».
Auf der Weiterfahrt Richtung Nord nimmt der Verkehr stetig ab. Kurz nach 12 Uhr erreichen wir den Fährhafen Earls Cove.
Die Wartespuren sind schon fast alle belegt. Die planmässige Abfahrtszeit wäre 12:50. Mit 30-minütiger Verspätung legen wir um 13:20 ab. Die Fahrt dauert 50 Minuten. Wir fahren zwischen kleinen bewaldeten Inseln durch.
Am Ende der tief ins Festland reichenden Fjorde sind die schroffen Coast Mountains zu sehen, ein faszinierender Anblick. Kurz nach dem Fährhafen Saltery Bay machen wir einen Abstecher zum Saltery Bay Provincial Park.
Auf dem Mermaid Trail vertreten wir uns die Füsse. Der Trail führt durch einen Urwald von Farnen, Beeren und riesigen Zedern. Nach einer Viertelstunde erreichen wir die felsige Küste und machen es uns am Strand bequem. Die Kinder suchen nach Muscheln.
Nach einer halben Stunde geht’s wieder zurück zum Wohnmobil. Im schattigen Urwald befindet sich auch ein Campground. Die Stellplätze dort sind sehr schön gelegen – leider müssen wir heute aber noch etwas weiterfahren.
Um 16 Uhr erreichen wir Powell River. Wir stellen unser Fahrzeug auf die Wartespur für die Fähre nach Comox und erkunden danach noch etwas das Stadtzentrum. Leider haben hier viele Geschäfte schon ab 16 Uhr geschlossen.
Pünktlich um 17:15 legen wir ab, zur 1.5 stündigen Fahrt durch die Strait of Georgia, nach Comox auf Vancouver Island. Wir essen einen Lunch im Schiffsrestaurant und machen es uns nachher auf dem Deck gemütlich. Das Meer ist absolut ruhig. Ueber den schroffen Küstenbergen gibt es ein paar vereinzelte, kleine Quellwolken – einfach traumhaft.
In Comox wühlen wir uns durch den Stadtverkehr und finden nach einer Ehrenrunde den Highway 19A. Auf diesem geht es 20km Richtung Nord bis zu unserem Tagesziel, dem Pacific Playgrounds Resort in Black Creek. Im Reiseführer hat die Beschreibung über diesen Campground besser gewirkt als es uns die Realität zeigt. Der Platz weckt in uns Erinnerungen an Ferien an der Adria: Viele Leute, viele Autos, viel Lärm. Das hätten wir in Kanada nun wirklich nicht erwartet.
Es sind nur noch 2 Plätze mit full Service frei, die Kanadier scheinen auf diesen Rummel zu stehen. Nach 5 mal Vor- und Rückwärtsfahren haben wir unser Wohnmobil zwischen die neuen Nachbarn gezwängt und richten uns ein.
Im Shop bei der Reception gibt es Internet und wir können wieder einmal die Mailbox checken. Zum Nachtessen gibt es Suppe. Nach Duschen, Fernsehschauen bzw. Tagesbericht schreiben, gehen wir um 23:30 schlafen.
Dienstag 9. August 2005 – Black Creek – Campbell River
Kurz vor 8 Uhr bin ich wach. Das Wetter ist wolkenlos bei einer Temperatur von ca. 12 Grad. Während der Rest der Familie noch schläft, mache ich einen Morgenspaziergang zum Meer. An der Mündung des Oyster River stehen die Fischer dicht gedrängt und werfen ihre Angeln aus.
Bei meiner Rückkehr ist Daniela auch aufgestanden. Die Kinder haben wie jeden Morgen etwas Mühe, aus den Federn zu kriechen. Nach dem Frühstücken und Duschen machen wir uns gegen 10 Uhr auf die Fahrt nach Campbell River. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt, erreichen wir das Stadtzentrum.
Das Wohnmobil stellen wir auf dem grossen Parkplatz des Einkaufscenters ab. Zu Fuss erkunden wir die Gegend und gelangen zur Discovery Pier. Hier sind einige Lachsfischer zu sehen. Wir schauen ihnen beim Fischen zu, aber keiner fängt in dieser Zeit etwas. Nach einer halben Stunde kehren wir zurück ins Zentrum.
Im Info Center erkunden wir uns nach einer Möglichkeit für Whale Watching. Die freundliche Auskunft erklärt uns, dass die Touren jeweils um 9 Uhr starten und es deshalb für den heutigen Tag zu spät sei. So buchen wir eine 6 stündige Tour für Mittwoch. Anschliessend rekognoszieren wir am Hafen den Treffpunkt für die morgige Tour und gehen danach ins Zellers zum Lunch.
Nun müssen wir uns noch einen Campingplatz für die nächsten 2 Nächte suchen. Wir fahren zum 2 Kilometer südlich gelegenen Campground The Fishing Village und buchen eine Site mit Wasser, Strom und Abwasseranschluss. Schnell ist das Wohnmobil installiert und wir machen es uns gemütlich. Daniela ist mit Waschen beschäftigt, Fabienne schreibt Briefe und Ladina und ich spazieren zum Meer, um Muscheln zu suchen. Da jetzt Ebbe ist, kann man unter fast jedem Stein Krebse, Muscheln, Wasserschnecken und sogar Seesterne entdecken.
Zum Nachtessen gibt es Fischstäbli mit Rüebli und Kartoffeln. Beim Braten der Fischstäbli macht sich unser Rauchmelder auch wieder einmal bemerkbar, trotz geöffneten Fenstern und Türen und laufendem Dampfabzug. Da hilft wieder einmal nur den Strom abzustellen.
Nach dem Nachtessen werden wir von unseren Campingnachbarn, einer Schweizer Familie, zu Kaffee und Bier eingeladen. Wir sitzen gemütlich zusammen und tauschen unsere Reiseerlebnisse aus. Um 23 Uhr gehen wir schlafen, denn Morgen ist bereits um 7 Uhr Tagwache.
Mittwoch 10. August 2005 – Campbell River – Whale Watching
Heute ist bereits um 7 Uhr Tagwache. Ausnahmsweise haben unsere Kinder mit dem Aufstehen keine Mühe, denn vor der heutigen Wahlbeobachtungstour sind sie schon ganz nervös. Das Frühstück ist schnell gegessen und um 8 Uhr fahren wir los zum Hafen. Bei Eagle Eye Adventures checken wir ein.
Allmählich treffen auch die anderen 5 Teilnehmer unserer Gruppe ein. Alle fassen einen winddichten Helly Hansen Anzug. Darin sehen wir aus wie Astronauten.
Um 9 Uhr fahren unsere 2 Guides mit dem gelben Zodiac vor. Sie erklären uns die heutige Route und geben allerlei Tips zur Tierbeobachtung. Dann geht es los. Langsam fahren wir aus dem Hafen. Hinter der Hafenmauer wird Vollgas gegeben und wir fliegen nur so über die Wellen. Schon das Fahren mit dem Zodiac macht einen riesen Spass, aber eigentlich sind wir ja zur Tierbeobachtung gekommen. Es geht Richtung Nord durch die Seymour Narrows und die Johnstone Strait.
Ein Guide sucht jeweils mit dem Feldstecher das Ufer nach Lebenszeichen von Bären ab. Nach einer guten Stunde Vollgasfahrt bekommen wir einen Funkspruch des Schwesterbootes. Sie haben einen östlicheren Kurs genommen und 3 männliche Orcas gesichtet.
Der Guide erklärt uns, dass diese 3 Tiere gestern noch bei Sayward beobachtet wurden, sie sind über Nacht über 100 km nach Südosten gewandert. Nach 10 Minuten Fahrt durch das Gewirr von Inseln, sehen wir einige Fischer- und Segelboote. Mitten im Pulk taucht eine Orcafinne aus dem Wasser, begleitet von einer Fontaine und einem schnaubenden Geräusch.
Die 3 Wale schwimmen etwa 500 m auseinander, Richtung Nordost zum Fredrick Arm. Sie kommen jeweils nur kurz an die Oberfläche um Luft zu holen. Manchmal sieht man sie für einige Minuten nicht mehr. Diese Momente sind besonders spannend, denn man weiss nie, ob sie vielleicht gerade neben dem Boot wieder auftauchen.
Nach einer Stunde Beobachtung sind wir hungrig und fahren in einen Seitenarm zum Lunch. In einer einsamen Bucht, die nur per Boot erreichbar ist, legen wir an. Eine Familie verkauft hier, auf ihrer schönen Terrasse, Getränke an durstige Whalewatcher.
Nach 3/4 Stunden Mittagsrast fahren wir wieder zurück. Plötzlich schwimmen einige Delphine hinter unserem Boot her. Trotz Vollgas mögen sie unser Tempo halten. Sie schwimmen immer genau schräg hinter unserem Boot, auch wenn wir eine Kurve machen. Nach einer 180Grad Kurve verlieren wir die Tiere wieder aus den Augen.
Es geht zurück zu den 3 Orcas. Sie haben während unserer Mittagspause wieder ca. 5 km zurückgelegt. Um 14 Uhr müssen wir leider schon Abschied von diesen faszinierenden Geschöpfen nehmen. Wir fahren mit Vollgas zurück nach Campbell River. Unterwegs sehen wir noch eine Seelöwenkolonie und machen einen kurzen Beobachtungsstopp.
Kurz nach 15 Uhr sind wir wieder im Hafen angelangt. Diese 6 Stunden sind wirklich wie im Flug vergangen. Den Rest des Tages verbringen wir am Meer mit Muscheln suchen und Krebse fangen.
Die Spaghetti mit Tomatensauce zum Nachtessen schmecken uns nach diesem erlebnisreichen Tag besonders gut.
Donnerstag 11. August 2005 – Campbell River – Ucluelet
Beim Aufstehen um 8 Uhr ist der Himmel hochnebelartig bewölkt. Die Temperatur beträgt weniger als 10 Grad. Wir sind froh, die Whale Watching Tour gestern bei wärmerem Wetter gemacht zu haben.
Kurz nach 9 Uhr verlassen wir Campbell River. Auf dem vierspurigen Island Highwy19 geht’s Richtung Süd. Um diese Zeit hat es fast keinen Verkehr und wir kommen mit 110km/h zügig vorwärts. Nach einer guten Stunde Fahrzeit, bei Parksville, verlassen wir den Islandhighway.
Der Highway4 führt uns Richtung Westen. Hier gibt es wieder deutlich mehr Verkehr, denn die Strasse ist nur noch einspurig. Beim Little Qualicum PP machen wir unseren ersten Stop. Ein kurzer Spaziergang führt uns durch den Regenwald zu den kleinen Fällen des Qualicum Rivers. Der dunkelgrüne Fluss windet sich durch einen wilden Canyon und fliesst über kleine Wasserfälle in mini Seen. Die Szenerie erinnert uns an Korsika.
Nach einer halben Stunde haben wir uns satt gesehen und fahren weiter zum nächsten Ziel, dem Cathedral Grove im MacMillan PP. Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die hier einen Stop einlegen wollen. Der Parkplatz und die Strasse rundherum sind vollgestopft mit Fahrzeugen. Wir machen nicht mal den Versuch, unser Gefährt hier irgendwo abzustellen und fahren gleich weiter.
In Port Alberni machen wir Einkäufe und füllen Benzin und Propangas nach. Kurz nach dem Abzweigen Richtung Pacific Rim Nationalpark passiert es: Noch im Stadtgebiet von Port Alberni, springt plötzlich ein junger Schwarzbär die Flussuferböschung hinauf. Ich leite eine Vollbremsung ein. 2m bevor es kracht, bemerkt das Tier unser Auto, dreht sich wieselflink um, und flüchtet so schnell wie es gekommen ist die Böschung hinunter. Nun hätten wir fast unseren ersten Bären erlegt, und das mitten in der Stadt.
Beim Sproat Lake machen wir einen Mittagshalt. Der Himmel ist inzwischen fast wolkenlos. Das Wasser des Sees ist recht warm und Ladina kann es sich nicht verkneifen, ein Bad zu nehmen.
Weiter geht es, über die Berge der Mackenzie Range, hinunter zum Pazifik. Kurz vor dem Pacific Rim Infocenter sehen wir am rechten Strassenrand wieder einen Schwarzbären beim Beerenpflücken. Leider hat es zu viel Verkehr, um einfach auf der Strasse anzuhalten.
Um 14:30 erreichen wir den Grossraum Tofino und machen uns gleich auf die Suche nach einer Campsite. Der Greenpoint- und der Crystal Cove Campground haben schon auf der Strasse ein Schild «No Vacancy» aufgehängt. Wir versuchen es noch auf 2 anderen Plätzen und bekommen überall nur negativen Bescheid. Ein Schweizer Paar, dass gerade noch mit viel Glück einen Parkplatz für ihr Auto mit Zelt bekommen hat, musste dafür über 40$ bezahlen!
Irgendwie sind wir froh, hier keine Site mehr zu finden, denn es ist die reinste Abzockerei. Wir beschliessen nach Ucluelet zu fahren. Auf dem Ucluelet Campground bekommen wir noch einen der letzen Plätze: Ohne Service aber immerhin zu einem faireren Preis von 27$. Wir buchen erstmals für eine Nacht und installieren das Wohnmobil. Danach erkunden wir das kleine Städtchen.
Bei Jamie’s buchen wir eine 3-stündige Zodiac Wahlbeobachtungstour für den Freitagnachmittag. Anschliessend besorgen wir uns im Tourist Center noch Unterlagen über die Region.
Während der Rest der Familie auf dem Camping bleibt, laufe ich gegen Abend noch ein Stück des wunderschönen Wild Pacific Trail ab.
Der Regenwald und dazwischen die Sicht auf den Pazifik sind einfach traumhaft. Wenn nur nicht überall die Warnschilder vor Wölfen, Pumas und Bären hängen würden.
Als ich zum Camp zurückkomme, haben die Kinder schon ein Feuer gemacht. Wir grillen Lachs und Pizza über der Glut. Ziemlich müde von der heutigen Reise, gehen alle schon kurz nach 22 Uhr ins Bett, ausser dem Schreiber des Tagesberichts …
Freitag 12. August 2005 – Ucluelet
Heute ist wieder mal Ausschlafen angesagt. Der Blick aus dem Fenster motiviert nicht gerade zum Aufstehen, denn der Himmel ist hochneblig grau. Nach neun Uhr schaffen wir es dann doch, aus den Federn zu kriechen. Das Frühstück geniessen wir im warmen Campmobil.
Weil es uns auf diesem Platz recht gut gefällt, buchen wir gleich für weitere 2 Nächte. Unsere Site ist zwar schon wieder reserviert, aber wir kriegen gleich einen Stellplatz daneben. Um 10:30 Uhr fahren wir los, Richtung Pacific Rim NP. Wir lösen im Park Infocenter einen 2-Tagepass.
Danach geht es weiter zur berühmten Long Beach.
Der Parkplatz ist noch fast leer, kein Wunder bei diesem Nebelwetter. Am Strand hat es mehrheitlich Surfer, die sich mit den kleinen Wellen etwas schwer tun. Wir laufen ca. 2 km dem Strand entlang und entdecken immer wieder schöne Muscheln, Seesterne , ja sogar Bärenspuren. Die Stimmung ist trotz, oder gerade wegen des Nebels märchenhaft. Manchmal drückt die Sonne etwas durch den Nebel, aber sie mag ihn nicht aufzulösen.
Um 12:30 fahren wir zurück nach Ucluelet und installieren das Wohnmobil auf der neuen Campsite. Bei Roman’s bestellen wir 2 Pizza zum Mitnehmen und picknicken im Fraser Park beim Hafen.
Pünktlich um 14:45 checken wir bei Jamie’s zum Whale Whatching ein. Unsere Gruppe besteht aus 9 Leuten plus Scott, dem Kapitän und Guide. Wir fassen einen winddichten Anzug und Handschuhe und nehmen im Zodiac Platz.
Um 15 Uhr geht’s los. Schon nach 10 Minuten Fahrzeit sehen wir den ersten Grauwal. Man kann jeweils für ca. 2 Sekunden den Rücken und die Atemfontäne erkennen, ehe das Tier wieder abtaucht.
Vor jedem Tauchgang ragt jeweils auch die Schwanzflosse aus dem Wasser. Das Fotografieren ist extrem schwierig, weil der Wal zwischen den Tauchgängen grosse Distanzen zurücklegt und beim Auftauchen am neuen Ort nur wenige Sekunden sichtbar ist. Einmal haben wir Glück: Ein Wal taucht 2 Meter neben unserem Boot aus dem Wasser, hebt die Schwanzflosse in die Luft und taucht wieder ab.
Nach 1 Stunde Beobachten fahren wir weiter zur Broken Islands Inselgruppe. Dort bestaunen wir eine Seelöwenkolonie von über 500 Tieren. Auf jedem Felsbrocken liegt ein- oder mehrere Tiere. Zum Teil hat es riesengrosse Kolosse darunter. Man könnte die Seelöwen auch mit verbundenen Augen finden, denn es stinkt ziemlich heftig in ihrer Nähe.
Anschliessend kurven wir zwischen den Inselchen der Broken Islands hindurch und entdecken ein Seeadlernest sowie interessante Felsformationen. Dann geht’s mit Vollgas über die Wellen, zurück in die Nähe von Ucluelet.
Die Kinder haben einen riesen Spass am Zodiac fahren und freuen sich auf jede grosse Welle. Unsere Rücken hingegen haben langsam die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht.
Wir beobachten noch für eine halbe Stunde einen Buckelwal, der sogar einmal komplett aus dem Wasser springt und mit seiner Bauchlandung eine riesen Wasserfontäne produziert.
Der Nebel hat sich in der Zwischenzeit teilweise aufgelöst. Kurz vor der Hafeneinfahrt von Ucluelet macht Scott unseren Kindern zur Freude einige Vollgaskurven. Wir bedanken uns bei ihm umgehend mit einem Applaus. Um 18 Uhr haben wir wieder sicheren Boden unter den Füssen. Alle sind gleicher Meinung: Der Ausflug war sein Geld voll und ganz wert.
Weil alle Familienmitglieder in so guter Stimmung sind, kann ich sie dazu überreden, auf dem Heimweg einen Umweg über den Wild Pacific Trail zu machen. Leider hat sich der Hochnebel in der Zwischenzeit wieder ausgebreitet. Der Spaziergang durch den Regenwald ist aber auch bei diesem Wetter lohnenswert.
Gegen 20 Uhr sind wir zurück im Camp. Während die Kinder Duschen gehen, bereiten Daniela und ich das Abendessen zu. Es gibt Hamburger und Würste vom Lagerfeuer, dazu Macceroni und Salat. Danach schauen wir zusammen die vielen Fotos dieses erlebnisreichen Tages an. Gegen 23 Uhr gehen wir ins Bett. Das Tuten der Nebelhörner von den Schiffen an der Küste wiegt uns in den Schlaf …