TAG 43 – Mile 745 – Bishop CA
Mittwoch 05. Juni 2019, Zeroday in Bishop CA
Zum Frühstück bin ich ins Denny’s gleich vis a vis vom Motel gegangen. Danach habe ich auf der Post das Bounce Paket abgeholt. Wieder zurück im Motel habe ich Daniela angerufen und es sehr genossen, mich wieder einmal längere Zeit mit ihr zu unterhalten 🙂
Gegen Mittag habe ich Rasierschaum eingekauft und anschliessend versucht, den Bart zu rasieren. Das war eine ziemlich mühsame Sache mit dem 6 Wochen Bart, deshalb habe ich mir vorgenommen, dies nun etwas regelmässiger, so alle 3 Wochen zu machen 🙂
Nachdem alles unnötige Material in der Bärenbox verstaut war, habe ich diese als Bounce Box zur Post gebracht und nach Seiad Valley verschickt. Danach habe ich das Essen für die nächsten 3 Tage eingekauft und verpackt.
Längere Zeit habe ich damit verbracht, den Internet Blog zu aktualisieren. Es war bereits 21 Uhr, als ich zum Nachtessen ins Denny’s ging.
Zum Schluss war noch Rucksack packen angesagt und schon war es Mitternacht. Von grosser Erholung war heute eigentlich nicht viel zu spüren 😅
TAG 44 – Mile 1158 bis Mile 1168
Donnerstag 06. Juni 2019, total 16 Km gewandert.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Denny’s bin ich um halb 8 in den Bus nach Reno gestiegen. Es hatte noch andere Hiker dabei, die auch alle weiter nach Norden wollten: Mammoth Lakes, Donner Pass, Sierra City, Chester, Ashland – das ganze Flip Flop Programm war vertreten 🙂
Wir sind kurz nach 12 auf dem Reno Airport angekommen. Ich habe mir ein Uber Taxi bestellt, worauf mich Paul mit seinem brandneuen Mazda CX5 in gut einer Stunde zur Donner Pass Rest Area gefahren hat. Am Pass herrschte noch tiefster Winter 🙁
Oberhalb 2000mM liegt noch meterhoch Schnee. Ich bin den ganzen Nachmittag im Schnee gelaufen, zum Glück war er relativ kompakt und ich bin nur selten eingesunken 🙂 Es hatte praktisch keine sichtbaren Spuren im Schnee, deshalb musste ich oft mit dem GPS und dem Guthook App navigieren, was natürlich sehr viel mehr Zeit benötigt 🙁
Die mentale Stärke wurde heute Nachmittag oft geprüft, ich habe ein par mal daran gedacht, einfach aufzugeben und z.B nach Arizona oder Florida zu fahren. Trotzdem habe ich in 6 Std. Wanderzeit 10 Meilen geschafft 🙂
Es war heute mehrheitlich sonnig, in den höheren Lagen blies aber ein kalter Wind. Wenn es so weiterläuft, sollte ich trotz des vielen Schnees bis Samstag Abend in Sierra City ankommen 🙂
TAG 45 – Mile 1168 bis Mile 1191
Freitag 07. Juni 2019, total 37 Km gewandert.
Der Wind hat die ganze Nacht am Zelt gerüttelt. Trotz Wind waren die nassen Schuhe und Socken am Morgen tiefgefroren 🙁
Das Laufen auf dem gefrorenem Schnee war angenehm und man kam relativ gut vorwärts. Da der Trail nicht sehr steil war, musste ich die Microspikes nicht anziehen 🙂
Mühsam war auf dem Schnee nur die Navigation, weil man dazu immer anhalten musste. Ich bin heute den ganzen Tag keiner einzigen Menschenseele begegnet. Die Spuren im Schnee haben verraten, das wahrscheinlich gestern noch jemand diesen Abschnitt gelaufen ist.
Am Nachmittag ging es nur noch bergab und der Schnee wurde immer weniger. Nur an den schattigen Lagen gab es noch vereinzelt Schneefelder 🙂
Ich habe leider 2 Verluste zu beklagen. Der Zelt Packsack muss gestern Abend vom Wind fortgeblasen worden sein und die Mammut Liegematte wurde beim Mittagessen ebenfalls vom Wind wegbefördert 🙁
Morgen sind es nur noch 6 Meilen bis Sierra City, ich bin schneller vorangekommen als ich gestern noch befürchtet habe 🙂
TAG 46 – Mile 1191 bis Mile 1201
Samstag 08. Juni 2019, total 16 Km gewandert.
Die Nacht war windstill und trotzdem hatte es am Morgen kein Kondenswasser im Zelt. Was will man mehr 🙂
Die 4 Meilen bis zum Highway 49 bei Sierra City hatte ich trotz trödeln bereits um 10 Uhr bewältigt. Noch etwas zu früh, um bereits ins Dorf zu gehen, dachte ich.
Auf der Guthook App war noch ein Weg eingezeichnet, der etwa 6 Meilen später hinunter nach Sierra City führt. Dann gehe ich doch noch bis dorthin, dachte ich. Gedacht, getan. Um 1130 Uhr war ich am Punkt, wo die Abzweigung sein sollte, aber kein Weg war zu finden 🙁
So stieg ich weiter hinauf bis zu den Sierra Buttes bei Meile 1202. Von Auge war ein Pfad zu erkennen, der hinunter nach Sierra City führen musste. Ich folgte diesem Trail. Halb unten war der Weg plötzlich zu Ende und ich musste auf einer waghalsigen Route über Felsen und Büsche auf eine weiter unten verlaufende Forststrasse absteigen 🙁
Auf der Forststrasse kam mir ein Motoradfahrer entgegen, hielt an und wir fingen an zu quatschen. Es war ein pensionierter Marinesoldat. Er nahm mich auf dem Sozius mit, bis nach Sierra City 🙂
Im General Store kaufte ich Essen, das mit etwas Phantasie für die nächsten 3 Tage reicht. Das Angebot im Store war wirklich sehr dürftig. Auf meine Nachfrage hin, bekam ich zur Antwort, das alles für die Hiker bestellt sei und wohl die nächste Woche geliefert werde. Dafür könne ich hinter dem Store zelten. Ich habe mich kurz hinter dem Laden umgschaut aber ein einladender Campspot war nicht zu erkennen.
Dann wurde ich von Susan vom River Haven angequatscht. Sie bot mir ein Zimmer für 75 Dollar an. Ich habe das Angebot angenommen, da ich keine grosse Lust hatte, weiter nach einem Campspot zu suchen. Zum Glück hatte es auf dem Zimmer WLAN, den in Sierra City gibt es sonst keinen Handy Empfang 🙁
Ich habe gemütlich geduscht, auf dem Balkon 2 Bier getrunken, dem Rauschen des North Yuba Rivers gelauscht, die Photos hochgeladen und den Blog nachgeführt 🙂 Danach bin ich ins Red Moose Cafe gleich über die Strasse gegangen und habe mir ein grosses Steak genehmigt 🙂
Wieder zurück im Hostel, hat mich Susan gefragt, ob ich noch Hunger hätte. Natürlich hatte ich das 🙂 ein Hiker hat immer Hunger 🙂 So haben wir zusammen Spaghetti und Salat zubereitet. Es war ein gemütlicher Abend 🙂
TAG 47 – Mile 1201 bis Mile 1220
Sonntag 09. Juni 2019, total 31 Km gewandert.
Ich habe gut geschlafen. Bereits um 6 Uhr habe ich mich auf den Weg gemacht aber nicht ohne vorher einen Café und ein Stück Kuchen im Espresso Shop zu geniessen 🙂
Der Aufstieg zu den Sierra Buttes, wo ich gestern den Trail verlassen habe, dauerte rund 3 Stunden. Oben angekommen ging’s gleich in den Schnee und so blieb es auch den ganzen Tag. Schnee, Schnee, Schnee.. Dieser sch… Schnee hängt mir total zum Hals heraus 🙁
Ich bin heute 14 Stunden gelaufen und habe 18 offizielle Trailmeilen geschafft. Zusammen mit dem Aufstieg bis zum Trail waren es über 22 Meilen. Das ist keine schlechte Leistung, denn im Schnee schafft man manchmal nur 1 Meile pro Stunde.
TAG 48 – Mile 1220 bis Mile 1240
Montag 10. Juni 2019, total 32 Km gewandert.
Ich habe die Nacht im Schnee gut überstanden. Ich hatte genügend warm. Am Gesäss drang gegen Morgen durch die Luftmatratze etwas Kälte durch. Ich habe mein Badetuch unters Gesäss gelegt und gut wars 🙂
Am Morgen hatte es kein Kondenswasser im Zelt und die am Vorabend noch nassen Schuhe und Socken waren auch wieder trocken 🙂
Der Tag war der härteste, was ich bisher auf dem PCT erlebt habe. Am Morgen verlief die Route immer im Schnee. Es gab 2 ultrasteile Hangquerungen, die volle Konzentration und Kraft erforderten. Auch die anderen Abschnitte im Schnee waren sehr anstrengend. Da der Schnee die letzte Nach nicht gefror war er bereits am Morgen sehr weich 🙁
Ich traf am Morgen 4 Hiker an, die ihren Flip Flop ebenfalls vom Donner Pass gestartet haben und noch drei Hiker, die von Sierra City aus gestartet sind.
Zum Glück wurde gegen Abend der Schnee weniger und ich konnte noch 5 Meilen in normalem Tempo laufen, sonst hätte ich heute wohl keine 20 Meilen geschafft 🙂
TAG 49 – Mile 1240 bis Mile 1263
Dienstag 11. Juni 2019, total 37 Km gewandert.
In der Nacht sind immer wieder Hirsche in der Nähe des Zelts herumspaziert. Durch das Knacken der Äste bin ich jedesmal aufgewacht und habe deshalb etwas unruhig geschlafen.
Gegen 7 Uhr bin ich losmarschiert. Es ging hinunter bis zum Middle Fork of Feather River und dann kontinuierlich bergauf bis rund 6000 ft. Schnee war heute zum Glück kein Thema. Bis auf wenige Patches in den höheren Lagen, gab es keinen Schnee auf dem Trail 🙂
Mir sind insgesamt 3 SOBO Hiker entgegengekommen, die wie ich ursprünglich NOBO gestartet sind und dann wegen dem Schnee in der Sierra einen Flip Flop gemacht haben. Einer ist in Chester gestartet, einer in Belden und einer in Dunsmuir. Sie haben die gefährlichen Querungen im Schnee hinter dem Mount Etna und dem Mount Gibraltar noch vor sich, ich möchte nicht mit ihnen tauschen 🙂
Gegen Abend habe ich den Umweg über Bucks Lake gemacht, die letzte Meile bis zum Lakeshore Resort hat mich ein Jeep mitgenommen. Das Resort war noch nicht offiziell geöffnet und deshalb waren nur die Tiefkühlprodukte vom Menu erhältlich.
So habe ich Chiken Wings und Onion Rings bestellt und dazu zwei süffige IPAs getrunken 🙂 Sie haben 19 Biere im Offenausschank und man kann zuerst einen Schluck degustieren, ehe man ein Glas bestellt 🙂 🙂 🙂 Der Barkeeper hat mir gleich noch einen guten Tip mitgegeben, wo ich gleich in der Nähe das Zelt ausstellen könne. Und so liege ich jetzt im Zelt mit Sicht auf den Bucks Lake und schreibe diesen Tagesbericht 🙂