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ROUTE DER 3. WOCHE
Samstag 30. Juli 2005 – Mc Bride – Bowron Lake
Da wir heute eine grosse Fahrstrecke vor uns haben, gibt es bereits um 8 Uhr Frühstück. Gegen 9 Uhr verlassen wir den Campingplatz. In Mc Bride machen wir einen kurzen Tankstop (115 Liter) und einen Besuch im Dorfladen, um die Essensvorräte aufzufüllen. Nun ist Kilometerfressen angesagt. Wir fahren durch Wald und nichts als Wald. Nach einer Stunde machen wir einen kurzen Halt an einem schönen Rastplatz am Fluss.
Eine Informationstafel erklärt hier, warum so viele Kiefern eine rote Farbe besitzen. Viele Bäume sind von einem Käfer befallen. Ihre Nadeln verfärben sich zuerst hellgrün, danach rot und ein Jahr später sind die Bäume bereits abgestorben. In Anbetracht der vielen roten Kiefern, die wir sehen, müssen wohl ganz beträchtliche Waldflächen abgeholzt werden.
Um 11:30 erreichen wir den Purden Lake Provincial Park.
Hier machen wir einen kurzen Spaziergang am See entlang. Es hat sogar einige Schwimmer im Wasser, obwohl die Sonne heute einen schweren Stand hat. Die Fahrt geht weiter. Am Strassenrand gibt es ab und zu Elch Warntafeln, aber wir haben bis jetzt noch keinen zu Gesicht bekommen. Vor Prince George biegen wir links ab, am Airport vorbei auf den Highway97 Richtung Süd. Hier sieht man viele Ranches.
Wir fahren an einer Bisonranch vorbei. Auf dem Vorplatz stehen zwei Helikopter !
Um 14 Uhr erreichen wir Quesnel und biegen auf den Highway26 nach Barkerville ab. Beim Cottonwoodhouse machen wir unseren Mittagshalt. Diese Historic Site besteht aus dem Haupthaus und mehreren Nebengebäuden. Die Angestellten sind alle wie vor 100 Jahren gekleidet.
Das Cottonwoodhouse war zur Goldrauschzeit gleichzeitig Laden, Post und Hotel. Es war ein wichtiges Etappenziel auf der Caribou Wagon Road zwischen Quesnel und der Goldgräberstadt Barkerville. Eine nette Frau macht extra für uns eine kurze Führung durch das Haus. Zum Lunch essen wir ein Sandwich mit Sauerteigbrot, das hervorragend schmeckt.
Auf dem letzten Teilstück, kurz vor Barkerville, sehen wir zwei Elche in einem Tümpel äsen.
Wir halten an, und beobachten die imposanten Tiere eine Weile. Kurz vor Barkerville zweigen wir links ab auf die Schotterpiste zum Bowron Lake. Das Wetter ist schlechter geworden, ab und zu gibt es leichte Regenschauer. Nach 3/4 Std. ereichen wir den Bowron Lake, wo wir bei Beckers Lodge eine Campsite für 2 Nächte buchen. Mit Wasser und Stromanschluss kostet die Nacht 27.50$. Unser Wohnmobil ist das einzige auf dem neu planierten Platz.
Die Gäste hier wohnen mehrheitlich in den komfortablen Blockhütten.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, entfacht Ladina ihr erstes Lagerfeuer, auf welchem wir Steaks braten. Nach dem Nachtessen sitzen wir gemütlich um das Lagerfeuer.
Randy, ein Deutscher der schon 20 Jahre in Kanada lebt, gesellt sich zu uns. Er hat lange Zeit als Jagdführer gearbeitet und erzählt uns interessante Geschichten über Bären, Elche und Wölfe. Randy war mit einer Indianerin verheiratet und lebte lange Zeit im Reservat. Unsere Vorstellung von den Indianern müssen wir nach seinen Erzählungen gründlich revidieren. In den Reservaten gibt es heute leider grosse Alkohol- und Drogenprobleme.
Um 22:30 gehen wir schlafen. Draussen hat es inzwischen zu regnen begonnen
Sonntag 31. Juli 2005 – Bowron Lake
Beim Aufwachen am Morgen regnet es draussen schwach aber stetig. Das Wetter motiviert nicht gerade zum Aufstehen und so bleiben wir bis nach 9 Uhr liegen. Mit dem Morgenessen lassen wir uns viel Zeit.
Um 10:30 hat es endlich aufgehört zu regnen und am Himmel werden die ersten blauen Löcher sichtbar. Schnell ist der Entschluss gefasst, eine Kanutour auf dem Bowron Lake zu unternehmen. Im Office mieten wir 2 Kanus für den ganzen Tag. Nachdem der Rucksack gepackt ist, holen wir die Bootsausrüstung ab. Jeder kriegt eine Schwimmweste, ein Paddel und pro Boot gibt es noch ein Reservepaddel sowie Schwamm und Schöpfbecher.
Um 12 Uhr sind wir startbereit. Beim Bootshaus am Strand holen wir die 2 Kanus ab. Das Wetter ist inzwischen recht schön, aber es weht ein mässiger Wind. Die Wellen, die ans Ufer schlagen sind nicht gerade klein. Wir packen den Rucksack in einen wasserdichten Behälter, beladen die Kanus mit den restlichen Sachen und schieben sie ins Wasser.
Die Kinder sitzen vorne, die Erwachsenen hinten im Boot. Das Steuern und Vorwärtskommen ist bei diesem starken Gegenwind alles andere als einfach. Es stellt sich heraus, das die Paarung Ladina und Daniela, bzw. Fabi und ich nicht die ideale Kombination sind.
Wir fahren zum Ufer zurück und tauschen die Kinder auf den Vordersitzen aus. Nun geht’s einigermassen vorwärts. Allerdings muss man höllisch aufpassen, dass das Boot auf Kurs bleibt, denn es ist sehr anfällig auf Seitenwind.
In einer Stunde schaffen wir gerade mal einen Kilometer, was nicht gerade motivierend ist. Der Wind wird immer stärker und wir kommen fast nicht mehr vorwärts. Auf den Wellenbergen gibt es schon weisse Schaumkronen. Wir beschliessen, die nächste Landemöglichkeit zu nutzen und eine Pause zu machen. Am Ufer stärken wir uns erstmals mit einem Sandwich und beraten das weitere Vorgehen.
Wir beschliessen, vorläufig nicht weiter zu fahren und hoffen auf ein Abflauen des Windes. Der Wind will aber nicht abflauen und deshalb entschliessen wir uns, zurückzufahren. Jetzt geht’s zügig vorwärts, man muss nur wieder aufpassen, dass das Kanu schön auf Kurs bleibt und die Wellen von der Seite nicht ins Boot schwappen.
Nach einer Viertelstunde sind wir wieder zurück beim Bootshaus – und froh, nicht gekentert zu sein. Die Kanus werden gereinigt und wieder auf das Bootsgerüst gehievt.
Ziemlich geschafft ziehen sich Daniela und die Kinder ins Wohnmobil zurück. Ich mache noch eine 2 stündige Wanderung zum Kibbee Lake. Die Strecke führt auf der Schotterstrasse bis zum Bowron Lake Registrationscenter, danach auf einem gut ausgebauten Wanderweg durch den Wald zum See.
Auf diesem 2.5 km langen Weg müssen alle Absolventen des Lake Circuit ihr Kanu und die Ausrüstung tragen. Angesichts des coupierten Geländes kostet dies sicher etliche Schweisstropfen.
Zurück bei der Lodge hat sich der Rest der Familie schon frisch gemacht. Wir haben für den Abend einen Tisch im Restaurant reserviert und geniessen dort ein feines Nachtessen.
Zum Abschluss des Tages schauen wir uns im Wohnmobil eine DVD an. Geschafft von den Anstrengungen des Tages, fallen mir noch während dem Film die Augen zu.
Montag 1. August 2005 – Bowron Lake – Barkerville – Alexandria
In der Nacht hat es immer wieder geregnet. Das stetige Tröpfeln auf das Autodach hat uns dennoch nicht gross im Schlaf gestört. Beim Aufstehen um 08 Uhr regnet es nur noch leicht.
Um 09:30 nehmen wir die Fahrt nach Barkerville unter die Räder. Inzwischen hat der Regen ganz nachgelassen. Da die Schotterpiste nass und schlammig ist, müssen wir mit gedrosseltem Tempo fahren.
Nach 3/4 Stunden Fahrzeit erreichen wir Barkerville. Das Wohnmobil wurde auf dieser kurzen Fahrt ziemlich dreckig.
Barkerville ist eine authentisch wiederaufgebaute Siedlung aus der Zeit des Goldrausches. Um 1860 lebten hier Tausende von Einwohnern. Mit dem Nachlassen der Goldfunde verkam Barkerville aber langsam zur Geisterstadt.
Um 1958 beschloss die Provinzregierung ein umfangreiches Restaurierungs- und Wiederaufbauprogramm, was die Goldgräberstadt wieder im alten Glanz wiedererstehen liess. Heute ist Barkerville ein lebendiges Museum.
Die Angestellten sind kostümiert und spielen auf den Gassen Szenen aus dem damaligen Leben vor. An einer Führung erfährt man die Geschichte eines jeden Hauses.
Man kann in der Dorfschule an einer Unterrichtslektion teilnehmen, in der Kirche den Gottesdienst besuchen oder sich einfach einmal mit Goldwaschen versuchen. Falls genug Zeit vorhanden ist, kann man hier gut einen ganzen Tag verbringen.
Wir fahren um 13:30 wieder los in Richtung Quesnel, denn wir müssen zur 1. Augustfeier (Schweizer Nationalfeiertag) rechzeitig in Alexandria sein. Kurz vor dem Cottonwoodhouse sehen wir am Strassenrand einen grossen Schwarzbären. Als wir anhalten, verzieht er sich sofort ins Gebüsch.
In Quesnel machen wir einen Halt bei Saveway und kaufen uns zum Lunch Sandwiches. Gleich daneben tanken wir noch 140 Liter «regular» auf. Weil die Tankstelle auch Fischerpatente verkauft, besorge ich mir ein Patent für 8 Tage.
Wir wollen noch etwas Wein für den Abend besorgen, aber der Liquor Store neben Saveway ist geschlossen. Später erfahren wir, dass heute BC-Day, ein Feiertag ist. Zum Glück finden wir in der Nähe noch einen zweiten Shop, der geöffnet hat.
Nach den Einkäufen fahren wir weiter, 50 km Richtung Süd zum «Old Buckshot Place» in Alexandria.
Bei Michelle und Andy, 2 Schweizer Auswanderern, werden wir die nächsten 2 Tage auf ihrer schönen Ranch zu Gast sein.
Die Eltern von Michelle und ihre Schwester Yvonne mit Familie verbringen hier ebenfalls einen Teil ihrer Sommerferien.
Am Abend gibt es ein tolles 1. August Fest mit Barbecue und Wein, es herrscht eine ausgelassene Stimmung bis spät in die Nacht hinein. Unser Lärm stört hier draussen niemanden, höchstens ein paar Coyoten.
Beim Einnachten sind auch die letzten Wolken verschwunden und bei Dunkelheit sehen wir einen prachtvollen Sternenhimmel.
Dienstag 2. August 2005 – Old Buckshot Place
In der Nacht hat es stark abgekühlt. Beim Aufstehen um 8 Uhr ist es draussen 6 Grad. Der Himmel ist wolkenlos.
Wir geniessen das Frühstück im Wintergarten, der durch die Sonneneinstrahlung schon angenehm warm ist. Michelle und Andy haben ein herrliches Frühstück zubereitet. Es gibt Pfannkuchen mit Ahornsirup, frisch gebackenen Zopf und alles, was man sich dazu wünschen kann.
Nach dem Essen werden die Pferde gesattelt.
Daniela, Fabienne, Lydia, Mario und Ladina machen mit Guide Michelle zusammen einen 2 -stündigen Ausritt. Daniela und Ladina sind noch nie geritten und vor dem Start etwas nervös.
Gegen Mittag sind alle wieder gesund zurück. Ladina und Fabienne sind begeistert und wollen morgen sogar an einem Tagesausritt teilnehmen.
Zurück im Old Buckshot Place machen wir noch einen Spaziergang durch das riesige Heufeld von Andy – bis zum Fraser River. Am Nachmittag gehen unsere Kinder zusammen mit Michelle nach Quesnel auf einen Einkaufsbummel.
Für die Erwachsenen hat Andy eine Führung im grössten Holzsägewerk von Quesnel, der West Fraser Mills Ltd organisiert. Während der Fahrt nach Quesnel kann uns Andy fast bei jeder Ranch etwas interessantes darüber erzählen.
Im Sägewerk angelangt, fassen wir Helm, Ohrenschutz, Brille und Leuchtweste. Von einem Mitarbeiter werden wir in den folgenden 1.5 Stunden durch das riesige Sägewerk geführt.
Hier ist alles gigantisch. Ein Longlog Truck, beladen mit ca. 30 Tonnen Baumstämmen, wird mit einem einzigen Hebevorgang eines Riesenhubstaplers entladen. Das Sägewerk verarbeitet im Jahr 23’500 solcher Lastwagenladungen. Die Verarbeitung zu einer vielseitigen Palette von Holzquerschnitten und Längen geschieht weitgehend computergesteuert.
Je nach Querschnitt des Baumes wird sekundenschnell berechnet, welche(s) Produkt(e) mit möglichst wenig Abschnitt daraus hergestellt werden kann. Die Abschnitte (Reste) werden ans WestPine Werk für die Herstellung von Spanplatten geliefert. Es ist wirklich sehr beindruckend zu sehen, wie viel Technik hier eingesetzt wird.
Den Abend geniessen wir auf dem Gartensitzplatz bei einer (grossen) Flasche Wein.
Wieder gibt es einen super Sternenhimmel zu beobachten und aus dem Wald hören wir die Coyoten heulen.
Zum Nachtessen hat uns Michelle feine, selbstgemachte Hamburger mit French Fries und Salat zubereitet.
Nach dem Essen drehen Fabienne und Lydia im Sattel nochmals einige Runden. Michelle möchte sich vergewissern, ob Fabienne auf dem temperamentvollen Windy für den morgigen Tagesausritt zurechtkommt.
Mittwoch 3. August 2005 – Old Buckshot Place
Beim Aufstehen um 8Uhr ist keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Die Aussentemperatur beträgt ca. 5 Grad.
Zum Morgenessen verwöhnen uns Michelle und Andy mit selbstgebackenem Brot und einer schön angerichteten kalten Platte. Heute machen die Kinder und Yvonne, zusammen mit Tourguide Michelle einen Tagesausritt. Bis die 6 Pferde gesattelt sind, ist es gut 10 Uhr.
Schon kurz nach dem Abritt, muss Yvonne wieder zurückehren. Das Pferd von Michelle lahmt ein wenig und muss deshalb durch Yvonnes Pferd ersetzt werden. Wir Erwachsenen verbringen den Morgen mit Jassen bzw. Lesen.
Am Nachmittag möchte uns Andy eine Indianersiedlung zeigen.
Gegen 14 Uhr fahren wir los. Es geht ca. 40 km Richtung Süden zur Xatsull Heritage.
Dort führt uns eine junge Frau durch rekonstruierte Behausungen und erklärt interessannte Dinge zur früheren Lebensweise der Indianer.
Das Highlight dieser Führung ist eine Demonstration des Lachsfischens. Nur mit einem Feumer ausgerüstet wird im Kehrwasser des Fraser Rivers gefischt. Der Fischer vermag den Feumer in der starken Strömung kaum halten. Von Auge sind in den trüben Fluten keine Fische zu erkennen. Doch schon nach wenigen Minuten zappelt ein kapitaler Lachs im Netz. In 10 Minuten sind so 2 Lachse gefangen, die anschliessend wieder ihrem Element zurückgegeben werden.
Am Nachmittag sei halt nicht die ideale Zeit zum Fischen, meint ein Indianer entschuldigend. Ich möchte mal sehen, wie viele Lachse zur idealen Zeit im Netz zappeln.
Nach der interessanten Besichtigung fahren wir wieder zurück zum Old Buckshot Place.
Unsere Kinder sind schon vom Ausritt zurück. Fabienne und Ladina haben ein par blaue Flecken abgekriegt. Fabienne hat beim Absatteln vergessen, den hinteren Rodeogurt zu lösen. Als sie den Sattel vom Pferderücken nehmen wollte, hat das ihr Pferd Windy mit wildem Ausschlagen quittiert. Fabienne wurde von den Hufen am Handgelenk getroffen, Ladina am Rücken. Zum Glück haben die Kinder ausser den schmerzhaften Prellungen keine ernsthaften Verletzungen davongetragen.
Zum Abendessen gibt es feine Spaghetti mit Tomatensauce und Kalbfleisch.
Wir sitzen bei wolkenlosem Himmel im Garten und geniessen bei einem Glas Wein den Abend. Aus der Ferne hört man die Coyoten heulen.
Donnerstag 4. August 2005 – Old Buckshot Place – Sheridan Lake
Der Himmel ist einmal mehr wolkenlos und die Temperaturen recht frisch an diesen Morgen. Zum Frühstück verwöhnt uns Michelle mit Spiegeleiern und Speck.
Heute heisst es Abschied nehmen von unseren Gastgebern Michelle und Andy, der Familie Mauz und den vierbeinigen Bewohnern der Ranch.
Um 10 Uhr geht’s los, auf den Highway97 Richtung Süd. Wir fahren am schönen McLeese Lake vorbei, über Williams Lake nach 100 Mile House.
In 108 Mile House kaufen wir noch Lebensmittel ein. Auf Tip von Andy fahren wir kurz nach 100 Mile House auf den Interlake Highway24. Es geht durch Wald, an kleinen Seen , gepflegten Häusern und Ranches vorbei.
In Sheridan Lake fragen wir auf dem Loon Bay Resort nach einer freien Campsite. Wir können noch auslesen zwischen 5 freien Plätzen direkt am See.
Dieser Camping ist unter Schweizer Leitung und bis jetzt der schönste, den wir in Kanada gesehen haben. Alles ist sehr gepflegt und sauber. Den Nachmittag verbringen wir mit Wäsche waschen, Baden und Faulenzen.
Für den Abend haben wir ein Kanu gemietet, schliesslich soll nun mein Fischerpatent amortisiert werden. Um 19 Uhr nehmen wir unser Kanu und das Zubehör in Empfang. Weil das Boot nur für 3 Personen geeignet ist, bleibt Daniela diesmal im Camp und bereitet das Nachtessen vor.
Ladina und ich paddeln und Fabienne hält die Fischerrute ins Wasser. Nach ca. 1 Km, vor einer Landzunge, sehen wir plötzlich ein Tier im Wasser schwimmen. Von weitem sieht es aus wie ein Elch oder ein Cariboo. Wir kommen näher und erkennen ein Reh. Es steigt aus dem Wasser und beginnt seelenruhig am Ufer zu grasen. Ein zweites Reh kommt aus dem Wald und gesellt sich zu ihm. Wir beobachten die beiden eine Weile und paddeln dann lautlos weiter.
Bis jetzt hat noch kein Fisch angebissen und wir nehmen statt dem gelben Kunstköder mal einen roten, vielleicht ist das der ultimative Trick?
Im Westen ist geht die Sonne langsam unter. Die Stimmung auf dem spiegelglatten See ist wunderschön. Aus den umliegenden Wäldern ist das Geheule der Coyoten zu hören. Beim Eindunkeln, nach 2 Stunden paddeln, kehren wir wieder zurück ins Camp. Leider ohne Fische.
So braten wir zum Nachtessen am Lagerfeuer Smokeys und Maiskolben, die auch herrlich schmecken. Um 23 Uhr gehen wir schlafen, das Geheule der Coyoten begleitet uns dazu.
Freitag 5. August 2005 – Sheridan Lake – Lillooet
Heute ist für Daniela und mich früh Tagwache, denn wir wollen mit dem Kanu nochmals auf den See.
Kurz nach Sieben schaffen wir es, unter der warmen Bettdecke hervorzukriechen. Wir fragen unsere Kinder, ob eines Lust hat mitzukommen aber sie ziehen es beide vor, im Bett zu bleiben.
Das Wetter ist wolkenlos und der See spiegelglatt. So fahren wir zu zweit los. Um diese Zeit hat es noch keine Motorboote auf dem See und die Stimmung so kurz nach Sonnenaufgang ist sehr friedlich. Wir paddeln ca. 2 Kilometer hinaus und können am Ufer einige Rehe bei der Morgentränke beobachten.
Um 9 Uhr sind wir wieder zurück. Unsere Kinder liegen immer noch im Bett. Wir essen das Frühstück draussen, obwohl es nur knapp über 10 Grad hat.
Um 10:30 sind wir abfahrbereit. Als ich beim Abfahren in den linken Aussenspiegel schaue, bemerke ich, dass sich dieser verstellt hat. Durch Vibration hat sich eine Imbussschraube gelöst und die elektrische Korrektur reicht leider nicht aus, um den Spiegel richtig zu stellen. Der erste Versuch, die Schraube mit dem Sackmesser anzuziehen, scheitert. Im Wohnmobil ist natürlich kein Werkzeugsatz vorhanden. Zum Glück hat Marco Bühler – der Campingplatzbesitzer – ein grosses Werkzeugsortiment und kann mir aus der Patsche helfen.
Wir plaudern noch etwas mit Marco über seinen schönen Campground. Er betreibt diesen zusammen mit seiner Frau, den 2 Töchtern und ihren Familien. Hier könnte man gut noch ein par Tage länger bleiben. Diesen Campground kann ich mit gutem Gewissen jedem Besucher der Südcaribouregion weiterempfehlen.
Um 11:30 fahren wir los, auf dem Interlakes Highway Richtung West und dann auf dem Higway97 Richtung Süd. Vor Clinton wir die Vegetation immer karger.
Nach Clinton sieht man vorwiegend verdorrtes Gras und Salbeibüsche. Nur da wo die Felder bewässert werden, ist noch grün zu erkennen. Die Aussentemperatur ist in der letzten Stunde von ca. 18 Grad auf über 30 Grad angestiegen.
Vor Cache Creek, bei der Hat Creek Ranch biegen wir ab Richtung West auf den Highway99. Wir fahren auf einer teilweise sehr holprigen Strasse aufwärts bis zum Marble Canyon. Hier gibt es zwei sehr schöne Seen mit Campground, wo wir einen kurzen Stopp einlegen.
Nachher geht’s wieder abwärts, an einigen Ranches und Indianerdörfern vorbei. Tief unten kann man die grauen Fluten des Fraser River erkennen.
Um 14:30 haben wir Lillooet erreicht. Auf dem Cayoosh Creek Campground finden wir noch die letzte Site mit Wasser und Strom und buchen für eine Nacht.
Anschliessend gehen wir zu Fuss ins 1 km entfernte Städtchen, um einzukaufen. Bei den ca. 35 Grad kommen wir dabei gehörig ins schwitzen. Nach dem Einkaufen machen wir im Park hinter dem Tourist Center ein kleines Picknick.
Danach geht’s zum Fischen. Gleich beim Camping, am Zusammenfluss von Fraser und Cayoosh River. Ich fische im klaren Wasser des Cayoosh River. Nach einer halben Stunde hat auch schon eine Forelle angebissen.
Nach den obligaten Fotos lassen wir den Fisch wieder zurück in sein Element.
Zum Abendessen braten wir Plätzli auf dem Lagerfeuer. Als Beilage gibt es Spaghetti und Salat. Wir sitzen bis Mitternacht draussen, die Aussentemperatur beträgt um diese Zeit immer noch 25 Grad.