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SAMSTAG 10.09.2016 – DEER MEADOW – Lake MarjoriE
Ich habe sehr gut geschlafen. Nur kurz nach dem Einschlafen ist es mir in den langen Unterhosen und dem langen Shirt im Schlafsack zu warm geworden. Nachdem ich alles ausgezogen hatte, war das Schlaf Klima perfekt 🙂
Wir sind wie immer um 6 Uhr aufgestanden, haben alles zusammengepackt, einen Kaffee getrunken und um 7 Uhr bereits losmarschiert. Beim Aufstieg zu den Palisade Lakes konnten wir einige Hirsche beobachten. Gegen 10 Uhr haben wir am Lower Palisade Lake eine Frühstücks Pause gemacht und kurz nach 12 Uhr den Mather Pass auf 3688 m erreicht. Auf dem Pass war es absolut windstill und richtig heiss.
Nach einer kurzen Pause nahmen wir den Abstieg in Angriff. Irgendwo auf der Hochebene des Upper Basin haben wir noch eine Mittagspause gemacht. Beim nächsten Aufstieg zum Lake Marjorie war ein par mal Donnergrollen hörbar. Am Lake angekommen, haben wir ein schönes Plätzchen gesucht und die Zelte aufgestellt. Da es am See ziemlich kühl war, haben wir auf ein Bad verzichtet.
Nach Waschen, Wasserfiltern und Abendessen war bei uns gegen 19 Uhr bereits «Hiker Midnight». Die Gewitterwolken hatten sich in der Zwischenzeit wieder verzogen. Hoffentlich wird es eine ruhige Nacht.
SONNTAG 11.09.2016 –LAKE MARJORIE – Rae LAKES
Das Einschlafen hat mir etwas Mühe bereitet, wegen der Höhenlage von rund 3400 m.
In der Nacht bin ich einmal frierend aufgewacht. Das lag daran, das meine Matratze langsam Luft verlor und darum die Kälte vom Boden durchdrang. So habe ich mitten in der Nacht nochmals nachgepumpt und zusätzlich die Daunenjacke angezogen. Danach konnte ich einigermaßen schlafen.
Morgens um 6 Uhr lief es wieder ab wie jeden Tag: Die Sachen zusammenpacken und Kaffee kochen. Um 7 haben wir den Aufstieg zum 3697 m hohen Pinchot Pass in Angriff genommen. Gegen 8 Uhr haben wir den höchsten Punkt für den heutigen Tag erreicht 🙂 Kurz ein paar Fotos gemacht und schon begaben wir uns auf den Abstieg. Oberhalb der Twin Lakes haben wir eine Frühstückspause eingelegt.
Weiter ging es auf dem langen, aber landschaftlich reizvollen Abstieg bis zur Hängebrücke über den South Fork Woods Creek. Unterwegs sind uns einige schwer bepackte Maultier Karawanen entgegenkommen. Um 12 Uhr haben wir die Hängebrücke, den tiefsten Punkt des heutigen Tages erreicht. Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Aufstieg Richtung Glen Pass.
Die Wolken haben in der Zwischenzeit bedrohliche Größe angenommen und kurz vor 14 Uhr fallen die ersten Tropfen. Wir ziehen unsere Regenjacken an. Der Regen wird immer stärker, so dass wir unter einer großen Tanne Schutz suchen und auch noch die Regenhosen und weitere Wärmeschichten anziehen. Der Regen lässt kurz nach und wir laufen weiter. Da zieht schon das nächste Hagelgewitter auf. Wir finden zum Glück Schutz unter einem Felsvorsprung. Etwa 1 Stunde harren wir dort frierend aus, bis sich das Gewitter langsam verzieht. Die Temperatur ist während des Gewitters markant abgesunken 🙁
Etwa um 16 Uhr erreichen wir die Rae Lakes, das heutige Etappenziel. Wir bauen die Zelte auf, kochen Tee und wärmen uns etwas auf. Weil es recht kühl und nass ist, kochen wir gleich das Abendessen und verkriechen uns um halb sieben bereits in den warmen Schlafsack.
MONTAG 12.09.2016 – RAE LAKES – Bubbs Creek
Es war wieder eine sehr kalte Nacht mit Temperaturen beim Gefrierpunkt. Ich habe im Schlafsack die Daunenjacke, Handschuhe und die Mütze angezogen, um einigermaßen warm zu haben. Am Morgen waren Zelt und Schlafsack feucht.
Nach einem Kaffee haben wir uns kurz nach sieben an den Aufstieg zum Glen Pass gemacht. Es wehte ein kalter Nordwestwind, so dass wir für den Aufstieg die Jacken und Mützen anbehielten. Es waren an diesem Morgen viele Leute unterwegs, die das Wochenende an den Rae Lakes verbracht haben und nun über den Kearsarge Pass zurück nach Independence wollten.
Auf dem 3650 m hohen Pass haben wir wegen der Kälte nur eine kurze Pause gemacht und sind rasch Richtung Süden in tiefere Lagen abgestiegen. Beim Junction zum Charlotte Lake haben wir Mittagspause gemacht und die feuchten Sachen getrocknet. Es wehte immer noch ein kalter böiger Wind. Danach folgte der Abstieg zum Bubbs Creek und der Aufstieg Richtung Forester Pass.
Auf rund 3500 Meter, etwa 2 Stunden unterhalb vom Forester Pass haben wir die Zelte aufgebaut. Schon bald haben sich noch 3 andere Hiker zu uns gesellt. Weil die Temperatur sehr kalt war, und immer noch ein böiger Wind blies, war nach Fußpflege, Kleider waschen und Abendessen bereits «Hiker Midnight».
DIENSTAG 13.09.2016 – BUBBS CREEK – GUITAR LAKE
Es war wieder eine sehr kalte Nacht mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Zum Glück hat der Wind am Abend nachgelassen. Am Morgen waren die Berggipfel nebelverhangen.
Um 7 haben wir uns an den Aufstieg zum Forester Pass gemacht, den wir gegen 9 Uhr erreicht haben. Die Aussicht vom 4017 m hohen Pass war einfach grandios 🙂
Dann ging’s hinunter über eine schöne Hochebene Richtung Crabtree Meadows. Um 11 Uhr haben wir oberhalb Tyndall Creek Frühstücks- und gleichzeitig Mittagspause gemacht. Heute war es die längste Etappe bisher, wir wollten noch bis zum Guitar Lake kommen, den wir gegen 17 Uhr erreicht haben.
Da wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf dem Mount Whitney sein wollen, müssen wir bereits um 3 Uhr in der Nacht losmarschieren. Deshalb haben wir die Zelte gar nicht aufgestellt, sondern nur die Matten und die Schlafsäcke ausgerollt – «Cowboy Camping» in der Fachsprache der Hiker genannt. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang wird es sehr schnell kalt und wir verkriechen uns in die Schlafsäcke. Mal schauen, ob wir schlafen können.
MITTWOCH 14.09.2016 – GUITAR LAKE – MOUNT Whitney
Die Nacht wahr nicht wirklich erholsam. Die Temperatur am 3475 m hoch gelegenen See sank unter den Gefrierpunkt und ich wachte immer wieder frierend auf. Dafür wurde man jeweils mit einem sensationellen Anblick auf den unendlichen Sternenhimmel belohnt 🙂
Um 3 Uhr morgens sind wir aufgestanden und haben im Schein der Stirnlampen die Sachen im Rucksack verstaut und Kaffee gekocht. Eine halbe Stunde später nahmen wir die restlichen 1000 Höhenmeter zum Mount Whitney in Angriff. Auf 4100 m, beim Junction zum Whiteny Portal haben wir die Rucksäcke deponiert und konnten so die restlichen 300 Höhenmeter ohne schwere Last am Rücken bewältigen.
Um 6 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang haben wir den 4421 m hohen Gipfel erreicht. Ich war überwältigt von der unendlichen Aussicht rundherum und dem schönsten Sonnenaufgang, den ich je gesehen habe 🙂 Der einzige Wermutstropfen war, dass ein heftiger und sehr kalter Wind blies. Unsere Handy Akkus gaben deshalb schon nach ein par wenigen Fotos den Geist auf 🙁
Nun hatten wir es also geschafft: Der Mount Whitney markiert offiziell das Ende des John Muir Trails.
Beim Abstieg nach Whiteny Portal mussten nochmals 2000 Höhenmeter vernichtet werden, was uns aber mit den mittlerweile austrainierten Hiker Beinen nicht sonderlich schwer fiel. In Whitney Portal genehmigten wir uns zuerst einen Hamburger und ein Bier, davon hatten wir die letzten Tage oft geträumt 🙂
Danach nahmen wir ein Taxi nach Lone Pine und fuhren mit dem Bus nach Bishop. Im Hotel Vagabond Inn gönnten wir uns zuerst eine Dusche und besorgten anschliessend im benachbarten Kmart frische Kleider.
Im Imperial Gourmet Chinese wurde der erfolgreichen Abschluss des JMT mit einem feinen Nachtessen und einer guten Flasche Wein gefeiert … und das Beste – wir konnten in einem weichen Bett schlafen 🙂
DONNERSTAG 15.09.2016 – SAMSTAG 17.09.2016
Am Donnerstagmorgen haben wir in Bishop den vorreservierten Mietwagen, einen feuerroten Dodge Challenger abgeholt. Damit sind wir über den Tioga Pass nochmals zurück ins Yosemite Valley gefahren, dem Startpunkt zum JMT vor knapp 3 Wochen. Mit etwas Wehmut habe ich die Granitberge der Sierra vom Glacier Point aus betrachtet. Für mich ist das definitiv einer der schönsten Flecken auf der Erde.
Gegen Abend fuhren wir weiter ins Nappa Valley. Dort besichtigten wir am Freitag die Weingüter von Robert Mondavi, Opus One und die Hess Winery.
Am Freitagabend fuhren wir über die berühmte Golden Gate Bridge nach San Franscisco, von wo am Samstag der Rückflug in die Schweiz startete.
3 super Ferienwochen sind vorbei. Wir hatten so viel Wetterglück 🙂 und wurden nur einmal verregnet. Dieser Trip bleibt unvergesslich und wer weiss, vielleicht war das ja nur das Warmup für den Pacific Crest Trail 😉
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