Ich bin jetzt 6 Tage auf dem PCT unterwegs und habe dabei bereits 110 Meilen (176 km) zurückgelegt.
Es war physisch und mental eine grosse Herausforderung, die ich mehr oder weniger meistern konnte. Vor allem der Abschied von der Familie ist mir sehr schwer gefallen.
Vielleicht unbewusst zur Ablenkung habe ich mir relativ grosse 20 Meilen Tagesziele gesetzt und war dann Abend entsprechend auf den Felgen.
Es waren intensive 6 Tage. Ich habe wunderschöne Landschaften durchwandert und neue Bekanntschaften mit tollen Leuten aus der ganzen Welt gemacht. Kein Tag war wie der andere. Der PCT hat meine Erwartungen bis jetzt mehr als erfüllt 😀
Eigentlich wollte ich für jeden Tag einen Blogeintrag machen mit den dazugehörigen dokumentierten Fotos. Ich habe mich nun anders entschieden, da der dazu benötigte Aufwand schlichtweg zu gross ist. 😅
Alle Fotos können vorläufig über den Google Link angeschaut werden, unbearbeitet und undokumentiert. Ein Reisejournal mit eingebetteten Fotos wird es dann erst nach meiner Rückkehr geben.
Auf dem Trail benutzte ich ein Garmin Inreach Mini Navigationsgerät, welches alle 10 Minuten die aktuelle Position über das Iridium®-Satellitennetzwerk übermittelt.
Da es auf dem PCT manchmal wochenlang keinen Handyempfang gab, war ein solches Kommunikationsgerät praktisch, um im Notfall erreichbar zu sein.
In der nachfolgenden Karte seht ihr meinen GPS Fussabdruck vom PCT
Ich habe sehr gut geschlafen. Nur kurz nach dem Einschlafen ist es mir in den langen Unterhosen und dem langen Shirt im Schlafsack zu warm geworden. Nachdem ich alles ausgezogen hatte, war das Schlaf Klima perfekt 🙂
Wir sind wie immer um 6 Uhr aufgestanden, haben alles zusammengepackt, einen Kaffee getrunken und um 7 Uhr bereits losmarschiert. Beim Aufstieg zu den Palisade Lakes konnten wir einige Hirsche beobachten. Gegen 10 Uhr haben wir am Lower Palisade Lake eine Frühstücks Pause gemacht und kurz nach 12 Uhr den Mather Pass auf 3688 m erreicht. Auf dem Pass war es absolut windstill und richtig heiss.
Nach einer kurzen Pause nahmen wir den Abstieg in Angriff. Irgendwo auf der Hochebene des Upper Basin haben wir noch eine Mittagspause gemacht. Beim nächsten Aufstieg zum Lake Marjorie war ein par mal Donnergrollen hörbar. Am Lake angekommen, haben wir ein schönes Plätzchen gesucht und die Zelte aufgestellt. Da es am See ziemlich kühl war, haben wir auf ein Bad verzichtet.
Nach Waschen, Wasserfiltern und Abendessen war bei uns gegen 19 Uhr bereits «Hiker Midnight». Die Gewitterwolken hatten sich in der Zwischenzeit wieder verzogen. Hoffentlich wird es eine ruhige Nacht.
SONNTAG 11.09.2016 –LAKE MARJORIE – Rae LAKES
Das Einschlafen hat mir etwas Mühe bereitet, wegen der Höhenlage von rund 3400 m. In der Nacht bin ich einmal frierend aufgewacht. Das lag daran, das meine Matratze langsam Luft verlor und darum die Kälte vom Boden durchdrang. So habe ich mitten in der Nacht nochmals nachgepumpt und zusätzlich die Daunenjacke angezogen. Danach konnte ich einigermaßen schlafen.
Morgens um 6 Uhr lief es wieder ab wie jeden Tag: Die Sachen zusammenpacken und Kaffee kochen. Um 7 haben wir den Aufstieg zum 3697 m hohen Pinchot Pass in Angriff genommen. Gegen 8 Uhr haben wir den höchsten Punkt für den heutigen Tag erreicht 🙂 Kurz ein paar Fotos gemacht und schon begaben wir uns auf den Abstieg. Oberhalb der Twin Lakes haben wir eine Frühstückspause eingelegt.
Weiter ging es auf dem langen, aber landschaftlich reizvollen Abstieg bis zur Hängebrücke über den South Fork Woods Creek. Unterwegs sind uns einige schwer bepackte Maultier Karawanen entgegenkommen. Um 12 Uhr haben wir die Hängebrücke, den tiefsten Punkt des heutigen Tages erreicht. Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Aufstieg Richtung Glen Pass.
Die Wolken haben in der Zwischenzeit bedrohliche Größe angenommen und kurz vor 14 Uhr fallen die ersten Tropfen. Wir ziehen unsere Regenjacken an. Der Regen wird immer stärker, so dass wir unter einer großen Tanne Schutz suchen und auch noch die Regenhosen und weitere Wärmeschichten anziehen. Der Regen lässt kurz nach und wir laufen weiter. Da zieht schon das nächste Hagelgewitter auf. Wir finden zum Glück Schutz unter einem Felsvorsprung. Etwa 1 Stunde harren wir dort frierend aus, bis sich das Gewitter langsam verzieht. Die Temperatur ist während des Gewitters markant abgesunken 🙁
Etwa um 16 Uhr erreichen wir die Rae Lakes, das heutige Etappenziel. Wir bauen die Zelte auf, kochen Tee und wärmen uns etwas auf. Weil es recht kühl und nass ist, kochen wir gleich das Abendessen und verkriechen uns um halb sieben bereits in den warmen Schlafsack.
MONTAG 12.09.2016 – RAE LAKES – Bubbs Creek
Es war wieder eine sehr kalte Nacht mit Temperaturen beim Gefrierpunkt. Ich habe im Schlafsack die Daunenjacke, Handschuhe und die Mütze angezogen, um einigermaßen warm zu haben. Am Morgen waren Zelt und Schlafsack feucht.
Nach einem Kaffee haben wir uns kurz nach sieben an den Aufstieg zum Glen Pass gemacht. Es wehte ein kalter Nordwestwind, so dass wir für den Aufstieg die Jacken und Mützen anbehielten. Es waren an diesem Morgen viele Leute unterwegs, die das Wochenende an den Rae Lakes verbracht haben und nun über den Kearsarge Pass zurück nach Independence wollten.
Auf dem 3650 m hohen Pass haben wir wegen der Kälte nur eine kurze Pause gemacht und sind rasch Richtung Süden in tiefere Lagen abgestiegen. Beim Junction zum Charlotte Lake haben wir Mittagspause gemacht und die feuchten Sachen getrocknet. Es wehte immer noch ein kalter böiger Wind. Danach folgte der Abstieg zum Bubbs Creek und der Aufstieg Richtung Forester Pass.
Auf rund 3500 Meter, etwa 2 Stunden unterhalb vom Forester Pass haben wir die Zelte aufgebaut. Schon bald haben sich noch 3 andere Hiker zu uns gesellt. Weil die Temperatur sehr kalt war, und immer noch ein böiger Wind blies, war nach Fußpflege, Kleider waschen und Abendessen bereits «Hiker Midnight».
DIENSTAG 13.09.2016 – BUBBS CREEK – GUITAR LAKE
Es war wieder eine sehr kalte Nacht mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Zum Glück hat der Wind am Abend nachgelassen. Am Morgen waren die Berggipfel nebelverhangen.
Um 7 haben wir uns an den Aufstieg zum Forester Pass gemacht, den wir gegen 9 Uhr erreicht haben. Die Aussicht vom 4017 m hohen Pass war einfach grandios 🙂
Dann ging’s hinunter über eine schöne Hochebene Richtung Crabtree Meadows. Um 11 Uhr haben wir oberhalb Tyndall Creek Frühstücks- und gleichzeitig Mittagspause gemacht. Heute war es die längste Etappe bisher, wir wollten noch bis zum Guitar Lake kommen, den wir gegen 17 Uhr erreicht haben.
Da wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf dem Mount Whitney sein wollen, müssen wir bereits um 3 Uhr in der Nacht losmarschieren. Deshalb haben wir die Zelte gar nicht aufgestellt, sondern nur die Matten und die Schlafsäcke ausgerollt – «Cowboy Camping» in der Fachsprache der Hiker genannt. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang wird es sehr schnell kalt und wir verkriechen uns in die Schlafsäcke. Mal schauen, ob wir schlafen können.
MITTWOCH 14.09.2016 – GUITAR LAKE – MOUNT Whitney
Die Nacht wahr nicht wirklich erholsam. Die Temperatur am 3475 m hoch gelegenen See sank unter den Gefrierpunkt und ich wachte immer wieder frierend auf. Dafür wurde man jeweils mit einem sensationellen Anblick auf den unendlichen Sternenhimmel belohnt 🙂
Um 3 Uhr morgens sind wir aufgestanden und haben im Schein der Stirnlampen die Sachen im Rucksack verstaut und Kaffee gekocht. Eine halbe Stunde später nahmen wir die restlichen 1000 Höhenmeter zum Mount Whitney in Angriff. Auf 4100 m, beim Junction zum Whiteny Portal haben wir die Rucksäcke deponiert und konnten so die restlichen 300 Höhenmeter ohne schwere Last am Rücken bewältigen.
Um 6 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang haben wir den 4421 m hohen Gipfel erreicht. Ich war überwältigt von der unendlichen Aussicht rundherum und dem schönsten Sonnenaufgang, den ich je gesehen habe 🙂 Der einzige Wermutstropfen war, dass ein heftiger und sehr kalter Wind blies. Unsere Handy Akkus gaben deshalb schon nach ein par wenigen Fotos den Geist auf 🙁
Nun hatten wir es also geschafft: Der Mount Whitney markiert offiziell das Ende des John Muir Trails.
Beim Abstieg nach Whiteny Portal mussten nochmals 2000 Höhenmeter vernichtet werden, was uns aber mit den mittlerweile austrainierten Hiker Beinen nicht sonderlich schwer fiel. In Whitney Portal genehmigten wir uns zuerst einen Hamburger und ein Bier, davon hatten wir die letzten Tage oft geträumt 🙂
Danach nahmen wir ein Taxi nach Lone Pine und fuhren mit dem Bus nach Bishop. Im Hotel Vagabond Inn gönnten wir uns zuerst eine Dusche und besorgten anschliessend im benachbarten Kmart frische Kleider.
Im Imperial Gourmet Chinese wurde der erfolgreichen Abschluss des JMT mit einem feinen Nachtessen und einer guten Flasche Wein gefeiert … und das Beste – wir konnten in einem weichen Bett schlafen 🙂
DONNERSTAG 15.09.2016 – SAMSTAG 17.09.2016
Am Donnerstagmorgen haben wir in Bishop den vorreservierten Mietwagen, einen feuerroten Dodge Challenger abgeholt. Damit sind wir über den Tioga Pass nochmals zurück ins Yosemite Valley gefahren, dem Startpunkt zum JMT vor knapp 3 Wochen. Mit etwas Wehmut habe ich die Granitberge der Sierra vom Glacier Point aus betrachtet. Für mich ist das definitiv einer der schönsten Flecken auf der Erde.
Gegen Abend fuhren wir weiter ins Nappa Valley. Dort besichtigten wir am Freitag die Weingüter von Robert Mondavi, Opus One und die Hess Winery.
Am Freitagabend fuhren wir über die berühmte Golden Gate Bridge nach San Franscisco, von wo am Samstag der Rückflug in die Schweiz startete.
3 super Ferienwochen sind vorbei. Wir hatten so viel Wetterglück 🙂 und wurden nur einmal verregnet. Dieser Trip bleibt unvergesslich und wer weiss, vielleicht war das ja nur das Warmup für den Pacific Crest Trail 😉
Weil dieses Wochenende Labor Day war, hatten wir auf dem Reds Meadow Campground ziemlich viel Betrieb. Ich bin erst gegen 23 Uhr eingeschlafen. Am Morgen war das erste Mal das Zelt und der Schlafsack etwas feucht.
Nachdem wir die Rucksäcke gepackt hatten, gingen wir ins Mulehouse Cafe zum Frühstück. Danach besorgten wir im Shop noch Gas, Wasser und Bananen und machten uns auf den Weg zum heutigen Etappenziel, dem Lake Virginia.
Es war auf dem ganzen Weg mehrheitlich bewölkt und es wehte ein kühler Wind. Um 15 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und am Ende des Sees die Zelte aufgeschlagen. Weil die Wolken immer dunkler wurden, haben wir zur Sicherheit auch das Aussenzelt montiert.
Danach wurde Wäsche gewaschen, Füsse gepflegt, Wasser gefiltert und dann war es auch schon wieder Zeit fürs Nachtessen. Am Abend haben die Wolken etwas aufgerissen und wir konnten einen stimmungsvollen Sonnenuntergang geniessen 🙂
SONNTAG 04.09.2016 – LAKE VIRGINIA – Vermilion Valley Resort
Es war eine ziemlich kalte Nacht. Irgendwann bin ich frierend aufgewacht und musste Socken und ein langes Shirt anziehen. Am Morgen hatte es stellenweise Reif am Boden.
Nach einem Kaffee sind wir losgewandert. Die noch tiefstehende Sonne hat die Landschaft grandios beleuchtet. Zuerst ging es steil bergab nach Tully Hole und danach wieder steil Bergauf zum Silverpass auf rund 3300 m.
Es folgte ein langer Abstieg von rund 1000 m bis zur Mono Creek Landing am Lake Thomas A Edison. Nach rund 2 Std Wartezeit hatten wir Platz auf dem kleinen Motorboot, das uns zum Vermilion Valley Resort (VVR) am anderen Ende des Sees brachte.
Im VVR stellten wir die Zelte auf und genehmigten uns zum Znacht ein feines New York Steak mit Kartoffelstock und Bohnen 🙂 Auch ein Bier durfte natürlich nicht fehlen 🙂
Montag 05.09.2016 – VVR – Marie Lake
Es war eine ziemlich kalte Nacht. Wir und 20 andere Leute standen Morgens um 7 Uhr frierend vor den geschlossenen Türen des Restaurants. Wegen Ausfall des Strom Generators mussten wir uns bis halb acht gedulden, ehe der warme Kaffee serviert wurde. Das Frühstück im VVR war recht großzügig und wir assen es mit Heisshunger.
Um halb 10 verließen wir das VVR und gelangten via Bear Ridge Trail zurück zum JMT. Um 16 Uhr erreichten wir das heutige Tagesziel, den Marie Lake gleich vor dem Selden Pass. Schnell hatten wir ein schönes Plätzchen gefunden und die Zelte aufgestellt. Danach namen wir ein Bad im kalten See, wuschen die Wäsche und pflegten die Füsse.
Beim Eindunkeln machten wir uns mit der Kamera auf die Pirsch nach schönen Bildern. Um 20 Uhr war es dann wieder soweit: «Hiker Midnight» – Zeit zum Schlafen.
DIENSTAG 06.09.2016 – MARIE LAKE – MUIR TRAIL RANCH
Die Nacht war sternenklar und sehr kalt. Ich lag mit Socken und langen Unterhosen im Schlafsack und bin frierend aufgewacht. Nachdem ich mir noch ein langes Shirt übergezogen habe, konnte ich bis 6 Uhr durchschlafen. Am Morgen waren meine Socken, die ich zum Trocknen an eine Kiefer gehängt hatte, gefroren.
Nach einem kurzen Kaffee haben wir alles zusammengepackt uns sind über den Selden Pass marschiert. Hinter dem Pass haben wir etwas oberhalb der Sallie Keyes Lakes eine Frühstückspause gemacht und die feuchten Schlafsäcke an der Sonne getrocknet.
Um die Mittagszeit haben wir die Muir Trail Ranch (MTR) erreicht und konnten schon bald eine rustikale Cabin beziehen. Wir vertrieben uns den Nachmittag mit Waschen, einem Bad im Hot Pool und der Planung für das weitere Trekking.
Um 18:30 läutete die Glocke fürs Abendessen. Es gab Suppe, Salat, Lammracks, Teigwaren, Spinat und ein Dessert. Es war alles sooo fein 🙂 und das beste war, wir konnten heute auf einer richtigen, weichen Matratze schlafen 🙂
MITTWOCH 07.09.2016 – MUIR TRAIL RANCH
Es war herrlich, wieder einmal in einem richtigen Bett zu schlafen. Um 7 Uhr läutete die Glocke der Ranch zum Frühstück. Es gab wirklich alles was das Herz begehrt und das in sehr guter Qualität. Zusätzlich konnte man sich auch noch Sandwiches für den Tag zusammenstellen.
Nach dem Frühstück organisierte der Chef der Ranch noch eine Tour für Technik Interessierte zum kleinen Wasserkraftwerk. Das war sehr interessant.
Danach holten wir unsere Verpflegungs Pakete ab, die wir zur MTR geschickt hatten. Natürlich war viel zu viel Essen darin und wir stellten sicher die Hälfte davon den anderen Hikern zur Verfügung.
Nach dem Portionieren und Abpacken war es bereits Mittag geworden. Ich wusch noch die restliche Wäsche und danach machten wir einen kleinen Hike zu den Hot Springs. Anschliessend namen wir ein Bad in den heißen Quellen und faulenzten bis zum Nachtessen herum.
Zum Nachtessen gab es eine wunderbare Mais Suppe, danach Lachs mit Süßkartoffeln, Reis, Rüebli und einen wunderbaren Salat mit Cranberries, Avocados, Zwiebeln, Lattich … einfach sensationell 🙂 Zum Dessert gab es noch Meringues mit Rahm, Erd- und Himbeeren 🙂
So gut wie auf der MTR hab ich in Amerika selten gegessen 🙂
DONNERSTAG 08.09.2016 – MTR – Evolution Lake
Um 7 Uhr läutete die Glocke zum Frühstück. Wir standen um diese Zeit bereits mit hungrigen Mägen vor der Türe zum Restaurant. Es gab kleine Pizzas und Kartoffeln mit Würstchen und Zwiebeln. Einfach lecker 🙂
Nach dem Checkout wogen wir unsere Rucksäcke. Wir hatten vollgepackt mit Essen für die nächsten 7,5 Tage und 2 Liter Wasser je 14.2 kg zu tragen. Für den zweiten Teil des Trails haben wir keine Versorgung mehr eingeplant, das Essen musste nun bis zum Ziel reichen.
Die Route führte von der MTR hinauf ins schöne Evolution Valley. Für die Durchquerung des Evolution Creek haben wir das erste Mal auf diesem Trekking die Schuhe ausgezogen, das Wasser reichte bis zu den Knien.
Beim Evolution Lake, zuhinterst im Tal, bauten wir die Zelte auf. Danach namen wir ein Bad im eiskalten See und wuschen die Socken und filterten Trinkwasser. Nach einem heissen Tee bestiegen wir einen kleinen Fels, weil Hitsch dort vorher eine Schneeziege gesehen hatte. Sie war aber mittlerweile weiter gezogen und so genossen wir dort oben einfach die Aussicht und die warme Sonne.
Dann kochten wir das Abendessen. Den Sonnenuntergang beobachteten wir vom kleinen Fels in der Nähe. Kaum war die Sonne weg, wurde es schnell kühl und wir krochen in die Schlafsäcke, todmüde von der intensiven Etappe heute.
FREITAG 09.09.2016 – EVOLUTION LAKE – Deer Meadow
Von Mitternacht bis kurz vor Tagesanbruch rüttelte ein böiger Wind am Zelt, was mich etwas unruhig schlafen ließ. Dafür waren die Temperaturen am Morgen recht mild. Wir haben kurz Kaffee gemacht, die Sachen zusammengepackt und sind um 7 Uhr losmarschiert.
Beim Wanda Lake haben wir eine Frühstückspause gemacht und waren schon kurz nach 10 Uhr auf dem Muir Pass. Die karge Landschaft und dazwischen die tiefblauen Seen haben mich sehr beeindruckt.
Dann ging es für den Rest des Tages nur noch abwärts, durch den Le Conte Canyon. Der Abbau von 1000 Höhenmetern in kurzer in Zeit mit dem schweren Rucksack ging ziemlich in die Beine 🙁
Kurz nach 17 Uhr haben wir eine akzeptable Campsite in Deer Meadow gefunden und die Zelte aufgestellt. Todmüde machten wir noch etwas Körperhygiene, kochten das Abendessen und da wurde es auch schon dunkel. Zeit, in den warmen Schlafsack zu kriechen.
Der John Muir Trail (JMT) ist ein Fernwanderweg in der kalifornischen Sierra Nevada. Die klassische Route führt vom Happy Isles Trailhead im Yosemite Valley bis auf den Gipfel des Mount Whitney, dem mit 4421 m höchsten Berggipfel der USA, ausserhalb Alaskas. Der Trail ist 340 Kilometer lang, dabei sind insgesamt 24’000 Höhenmeter zu bewältigen.
Als mein Schwager Hitsch im Herbst 2015 die Idee hatte, diesen Trail zu laufen, war ich sofort Feuer und Flamme. Die grösste Herausforderung für uns war, eines der begehrten Wilderness Permits zu erhalten. Pro Tag werden für die klassische Route nur 45 Permits verlost, die Nachfrage liegt um Faktoren höher. Nach 3 Wochen täglicher Bewerbung per Fax, erhielten wir glücklicherweise ein Permit mit Startdatum 28.8.2016.
Nun ging es ans Planen: Wir haben unzählige Blogs im Internet gelesen um aus den Erfahrungen von anderen Hikern die optimale Ausrüstung zusammenzustellen. Auch die Versorgung mit Essen mussten wir planen, da man für die geschätzten 2.5 Wochen Wanderzeit nicht alles im obligatorisch mitgeführten Bärenkanister verstauen kann, auch abgesehen vom Gewicht von ca. 1 Kg Essen pro Tag.
Sonntag 28.08.2016 – Fresno – Yosemite Valley
Backpackers Campground, Yosemite Valley
Die Anreise am Freitag über Los Angeles nach Fresno war unspektakulär. Dank guter Höhenwinde landeten wir bereits um 16 Uhr in LA. Die Grenzbeamtin am Schalter war sehr nett und versorgte mich mit Bären Tipps und Reiseerfahrungen aus Hawaii 🙂
In Fresno holten wir einen Mietwagen ab und kamen nach kurzer Fahrt im Hotel an, wo wir dann auch gleich unseren wohlverdienten Schlaf einzogen. Weil wir am Samstagmorgen bereits um 6 Uhr hellwach waren und es im Hotel am Wochenende erst um 8 Uhr Frühstück gibt, fuhren wir zum nächsten Starbucks.
Dann besorgten wir bei REI und Walmart die restlichen Ausrüstungsgegenstände und den Proviant für die nächsten 5 Tage. Zurück im Hotel packten wir die gefriergetrocknete Nahrung in Ziplock Beutel ab, um Platz und Gewicht zu sparen und versuchten alles im bärensicheren Behälter zu verstauen. Das war schon mal eine große Herausforderung, denn das Essen hatte nur knapp darin Platz. Ganz zu Schweigen dass wir auf der Tour auch noch die Sonnencreme, Zahnpasta etc. im Behälter verstauen sollten.
Den Shopping Tag beschlossen wir mit einem Nachtessen im Burger Restaurant, wobei die zugehörigen French Fries und Zwiebelringe arg fettig waren. In der Nacht hatte ich deshalb etwas Magenprobleme.
Nachdem wir am Sonntagmorgen das Auto zurückgegeben hatten, fuhren wir mit dem YARTS Bus von Fresno ins Yosemite Valley. Ausser uns warteten nur noch ein Ehepaar aus Rochester NY und eine junge Frau auf den Bus. Die Fahrt war kurzweilig, denn der Busfahrer hatte viel zu erzählen. Was uns während der Fahrt auffiel, ist die extreme Trockenheit in der Region. Die Bäche sind praktisch alle ausgetrocknet und es gibt unheimlich viele tote Bäume. Selbst der Merced River ist nur noch ein dünnes Rinnsal.
Wir haben im Wilderness Center unser Permit abgeholt und wurden dort auch gleich über das korrekte Verhalten auf dem Trail eingewiesen. Danach stellten wir auf dem Backpackers Campground die Zelte auf. Nach einer Tour zum Fusse des El Capitan, wo wir die mutigen Kletterer in der Wand beobachten konnten, kauften wir das Abendessen ein und genossen auf dem Campground den schönen Sommerabend .
Um 21 Uhr gingen wir schlafen, da wir am nächsten Morgen den Start zum JMT noch vor Sonnenaufgang in Angriff nehmen wollten.
MONTAG 29.08.2016 – YOSEMITE VALLEY – Sunrise
Wir sind bereits um 5 Uhr aufgestanden. Es war noch stockfinster als wir im Schein der Stirnlampen die Zelte abbauten. Mit den Stirnlampen liefen wir auch los und verpassten prompt die richtige Abzweigung nach Happy Isles, dem offiziellen Startpunkt des JMT. Den richtigen Einstieg gefunden, wanderten wir bis zu den Nevada Fällen. Da machten wir eine Frühstückspause.
Bei der Half Dome Abzweigung deponierten wir die schweren Rucksäcke und machten einen Abstecher auf den Half Dome. Wir waren leider nicht die einzigen und der Auf- und Abstieg dauerte wegen ängstlichen Berggänger(inne)n etwas länger als geplant 🙁
Weil es sehr heiss und trocken war, mussten wir unterwegs Trinkwasser filtern.
Etwa eine Stunde vor dem Sunrise Camp stellten wir gegen 17 Uhr die Zelte auf, assen noch kurz etwas und krochen todmüde in die Schlafsäcke. Hoffentlich werden die nächsten Tage etwas weniger anstrengend sein 🙂
Dienstag 30.08.2016 – Sunrise – Tuolumne Meadows
Ich habe nicht sehr gut geschlafen. Weil meine Nase verstopft war, bin ich immer wieder aufgewacht. Irgendwie macht mir die ungewohnte Höhenlage von 2500 m zu schaffen.
Bei Morgendämmerung holten wir unsere Bärenkanister und Rucksäcke, die wir etwas abseits deponiert hatten. Sie waren unversehrt. Dann haben wir Kaffee gekocht und die Zelte abgebrochen.
Gegen 7 Uhr haben wir den Aufstieg zum Sunrise High Sierra Camp in Angriff genommen und nach 1 Stunde Marsch auf einer schönen Anhöhe Frühstück gemacht. Beim Sunrise Camp konnten wir einen Coyoten aus nächster Nähe beobachten.
Über den Cathedral Pass ging es zum Upper Cathedral Lake, wo wir eine Runde schwimmen gegangen sind. Dann folgte der lange Abstieg nach Tuolumne Meadows, wo wir auf dem Backpacker’s Campground die Zelte aufstellten.
Hitsch besorgte im Store ein Sixpack Bier und Sandwiches, was unser Lunch war 🙂 Danach optimierten wir etwas das Gewicht der Rucksäcke, die unserer Meinung nach zu viele Lebensmittel enthielten. Es folgte nochmals ein Gang zum Tuolumne Store, in der Hoffnung, dass es dort Internet Empfang gibt, damit war aber leider nichts. So vertrieben wir den Rest des Abends mit Faulenzen.
Bei Morgendämmerung sind wir aufgestanden. Es war ziemlich frisch draussen und ich war froh um die lange Unterhose und die Softshell Jacke. Nach einem Kaffee haben wir die Zelte abgebrochen und sind gegen 7 Uhr Richtung Lyell Canyon losmarschiert.
Um 8 Uhr haben wir bei einer Brücke über den Lyell River gefrühstückt. Zuerst ging die Route ziemlich flach durch schöne Kiefernwälder und Wiesen dem Fluss entlang. Zuhinterst im Tal begann dann der Anstieg zum Donohue Pass.
Etwa um 14 Uhr haben wir bei einem schönen See, kurz vor dem Pass unsere Zelte aufgestellt. Danach war Wäsche waschen und ausruhen angesagt. Manchmal wehte ein heftiger Wind über den Pass, so das wir Angst hatten, die Zelte würden fort geblasen.
Donnerstag 01.09.2016 – DONOHUE PASS – Garnet Lake
Es windete fast die ganze Nacht und das Aussenzelt flatterte stetig. Ich habe nicht sehr gut geschlafen. Mein Magen spielte verrückt und die Nase war total verstopft. Auch die Höhenlage von über 3000 m bereitet mir beim Schlafen Mühe. Ich bin ein par mal aufgewacht und kriegte fast keine Luft.
Als ich mitten in der Nacht zum Wasserlösen nach draussen kroch, war ein wunderschöner Sternenhimmel zu sehen. Beim Aufstehen war es mir leicht schwindlig und ich hatte Durchfall. Wir kochten Kaffee und machten uns an den Aufstieg zum Donohue Pass. Unterwegs musste ich mich nochmals in die Büsche schlagen.
Nach der Passüberquerung machten wir Frühstückspause. Da es dort oben auch Handyempfang gab, haben wir unseren Liebsten zu Hause wieder einmal ein Lebenszeichen geschickt. Ich trank einen Tee und nahm vorsichtshalber eine Kohletablette.
Wir wanderten bis zum Garnet Lake, wo wir unsere Zelte aufschlugen. Wie am Vortag bestand das restliche Tagesprogramm aus Wäsche waschen, faulenzen, Wasser filtern und Abendessen kochen. Beim Eindunkeln, die Wanderer sagen dem «Hiker Midnight» haben wir uns im Zelt in den warmen Schlafsack verkrochen.
FREITAG 02.09.2016 – GARNET LAKE – Reds Meadow
Ich habe sehr gut geschlafen. Ob es daran lag, dass ich das Aussenzelt nicht montiert habe und jedes Mal beim Erwachen einen Blick auf den wunderschönen Sternenhimmel hatte ?
Nach einem Frühstückskaffee sind wir um halb Acht losgewandert. Die Sicht auf die von der Morgensonne beleuchtete Banner Range war grandios. Nach einer Stunde Wanderzeit haben wir auf einem Pass Frühstück gemacht. Dann ging es runter und rauf durch einen schönen Kiefernwald.
Im Lake Rosalie haben wir uns ein erfrischendes Bad gegönnt. Etwa um 15 Uhr sind wir über Devils Postpile auf dem Reds Meadow Campground angekommen. Wir haben unsere Zelte aufgeschlagen und danach im Restaurant einen Hamburger bestellt 🙂 Danach genehmigten wir uns noch ein Bier 🙂 und zum Feierabend nochmals eins 🙂 🙂 Da es im Restaurant Handy Empfang gab, haben wir auch unsere Familien kontaktiert 🙂